Wegerich

 

Die Bezeichnung Wegerich ist wohl nicht als "Wegbeherrscher" zu interpretieren, sondern deutet auf den Standort an Wegen hin. Der Name Plantago leitet sich vom lateinischen Planta für Fußsohle ab. Bereits in der Antike, aber auch in Shakespeares 'Romeo und Julia', wurden die Blätter des Wegerichs auf Wunden und entzündete Stellen aufgelegt. Seltener wurde auch die Wegerichwurzel (z.B. bei Menstruationsbeschwerden) angewandt. Die antiken Ärzte Galenos und Dioscurides zählen in ihren Schriften zahlreiche Anwendungsgebiete für den Wegerich auf, v. a. soll er bei allen bösartigen Geschwüren, Flüssen, Fäulnisprozessen, Ruhr, Blutungen angewendet werden. Nach Dioscurides hilft der Wegerich auch Epileptikern und Asthmatikern.

 

In der Naturheilkunde wird der Saft der Pflanze schon lange gegen Wunden und bei Insektenstichen eingesetzt. Dazu sollte man gleich nach dem Insektenstich frische, zerriebene Blätter auf die betroffene Stelle legen. Die Wirkung des Spitzwegerich ist inzwischen auch wissenschaftlich belegt.

 

Der Spitzwegerich enthält einen antibiotischen Stoff, das Aucubin, welches allerdings nicht so wirkungsvoll ist wie das allseits bekannte Penicillin, das ist trotzdem bei Verletzungen, bei einer Bronchitis oder bei Entzündungen wunderbar wirkt. Neben den Schleimstoffen, die der Spitzwegerich enthält, finden sich zudem Gerbstoffe und Kieselsäure. Außerdem gehört der Spitzwegerich zu den wenigen Pflanzen, die die Produktion von Interferon beim Menschen anregen. Dies erhöht die Abwehrkräfte gegen Viren in den Luftwegen.

 

Spitzwegerich hat eine besondere Wirkung auf die Lungen: Die enthaltenen Glykoside lindern bei Hustenanfällen die Beschwerden und helfen sogar bei einer Lungenentzündung.

 

Plantago bedeutet Fußsohle, was wohl darauf hinweise, daß die Pflanze oft mit Füßen getreten wird.

Lanceolota erinnert vom Wortstamm etwas an das Wort Lanze, dies weist auf die lanzenartigen Blätter hin.

Die alten Germanen bezeichneten ihn als Läkeblad = Heilblatt.

Wegen des hohen Vitamin C Gehaltes und der Tatsache, daß der Spitzwegerich die Verdauung unterstützt, wurden (und werden) die frischen Blätter, die man vor der Blüte sammelt, als Gemüse bzw. Salat gegessen.

 

„Und du Wegerich, Mutter der Pflanzen, offen nach Osten, mächtig im Innern: über dich knarrten Wagen, über dich ritten Frauen, über dich schrien Bräute, über dich schnaubten Stiere. Allen widerstandest du und setztest dich entgegen, so widerstehe auch du dem Gift und der Ansteckung und dem Übel, das über das Land dahinfährt.“

Aus einem alten englischen Zauberspruch zum Segnen der neun heiligen Kräuter Englands

 

Inhalieren Sie dazu viermal am Tag mit Spitzwegerich. Nehmen Sie dazu zwei EL des Spitzwegerichkrautes, brühen Sie dies in einer Schüssel auf und inhalieren Sie schließlich damit.

 

In der Naturheilkunde setzt man den Spitzwegerich bei Husten ein, bei Heiserkeit, bei Bronchialkatarrhen und auch bei Keuchhusten.

 

Frischen Saft der Pflanze, den man mit Zucker oder Honig süßt, empfiehlt man bei Kindern gegen Husten.

Äußerlich angewendet helfen die Blätter des Spitzwegerichs bei Blutergüssen, bei Prellungen, bei Verbrennungen und bei Insekten- oder Bienenstichen. Dazu werden die Blätter zerdrückt und auf die Stelle aufgelegt.

Zudem hilft der Saft der Pflanze als Gurgelmittel bei entzündeten Mandeln oder als Spülung bei Augenbeschwerden.

Die Früchte, die sich aus den Blüten entwickeln, schmecken etwas nussig und enthalten ebenfalls sehr viel Schleimstoffe.

Sie haben eine den Stuhlgang regulierende Wirkung.

 

 

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Eine Spitzwegerichsalbe gegen Insektenstiche

Nehmen Sie zwei Handvoll frischer, junger Spitzwegerichblätter, einen Viertelliter Olivenöl, dazu ungefähr 20 g Bienenwachs und 15 Tropfen Teebaumöl

Den Spitzwegerich gut waschen und zerkleinern, abtrocknen und im Öl für eine halbe Stunde sanft erhitzen. Vorsicht: Nicht zu heiß werden lassen!

Dann über Nacht stehen lassen, erst am nächsten Tag absieben.

Das Teebaumöl zugeben, schwach erhitzen und das Bienenwachs unterrühren.

In ein Gefäß füllen und beschriften. Die Salbe ist ca. ein Jahr lang haltbar.

 

Spitzwegerich-Wurzel

Frische oder gekochte Spitzwegerich-Wurzel kauen soll gegen Zahnschmerzen helfen.

 

Zutaten für Spitzwegerichsirup: 25 gr Spitzwegerich-Blätter, 500 ml Wasser, 175 ml Wald-Honig

 

Man gibt die Spitzwegerichblätter in einen Topf, gießt das Wasser darüber, und kocht dieses kurz auf und lässt den Sud 30 min. ziehen. Nun entfernt man die Blätter mittels Sieb und reduziert den Sud durch einkochen auf die hälfte.

Danach den Sud wieder abkühlen lassen, und gib anschließend den Honig unter rühren zu bis beides gut vermischt ist, und fülle es in eine verschließbare Flasche.

Nimm bei Husten dreimal täglich einen Teelöffel mit dem Sirup.

 

Spitzwegerichsuppe:

30 g Margarine, 30 g Mehl, 250 ml Gemüsebrühe, 250 ml Karottensaft

500 ml Sauerrahm, ½ Zitronensaft, Salz, weißer Pfeffer, Muskat, 250 g Spitzwegerich,

1 Bund Petersilie, glatt

 

Die Margarine erhitzen und darin das Mehl anschwitzen.

Ablöschen mit dem Karottensaft, dem Gemüsefond und der Sojamilch.

Den Spitzwegerich waschen, gut trocken schleudern und sehr fein hacken.

Zu der Brühe geben, kurz aufkochen, die Petersilie beigeben, alles für gut drei Minuten ziehen lassen und mit den Gewürzen abschmecken.

 

Spitzwegerichsalat:

100 g junge Spitzwegerichblätter, 200g Käse/ Schafskäse, 1 Zwiebel, 2 EL Essig

2 EL Olivenöl, 1 Spur Oregano, Salz, schwarzer Pfeffer, Zucker, 125g schwarze Oliven

 

Spitzwegerichblätter verlesen, in Stücke schneiden und 10 Minuten in lauwarmes Wasser legen, um die Bitterkeit zu mildern. In ein Sieb giessen und abtropfen lassen. Den Käse würfeln. Die Zwiebel schälen und in dünne Scheiben schneiden. Essig, Öl und Gewürz zu Salatdressing verrühren und über die Spitzwegerichblätter geben. Käsewürfel und Oliven zugeben. Salat mischen und mit Zwiebelringen garnieren.

 

Im Gegensatz zu seinem Bruder wächst der Breitwegerich häufig direkt auf den Wegen und nicht nur an ihren Rändern, denn er lässt sich nicht davon abschrecken, wenn viele Menschen auf ihn treten.

 

Als verbreiteter Wegbegleiter der Wanderer kann er ihnen auch gute Dienste leisten, denn wenn die Füsse schmerzen und Blasen drohen, kann man die breiten Blätter des Breitwegerichs pflücken, mit einem Stein etwas platt walzen und als Einlage in den Schuh legen. Die Füsse werden es danken, denn der Saft des Breitwegerichs wirkt kühlend und wundheilend.

 

Auch gegen Schnitt- und Kratzwunden kann man zerdrückte Blätter des Breitwegerichs schon unterwegs auflegen und so die Heilung beschleunigen. Der Breitwegerich war ein verbreitetes Volksheilmittel. Er enthält Schleimstoffe, das Glykosid Aucubin, Bitterstoffe, Gerbstoffe und andere Wirkstoffe. Der Saft bzw. Brei aus den Blättern wirkt entzündungshemmend und fördert die Wundheilung. Der Saft wird in der Naturheilkunde eingesetzt bei Magenschleimhautentzündung, Magen-Darm-Geschwüren, Durchfall, Reizdarm, Blutungen der Harnwege, Atemwegskatarrh und Insektenstichen aller Art.

 

Hildegard von Bingen zur Pflanze Breitwegerich:

 

Der Wegerich ist warm und trocken. Nimm daher Wegerich und drücke seinen Saft aus, und nachdem er durch ein Tuch geseiht ist, mische ihn mit Wein oder Honig und gibt ihn jenem zu trinken, der von der Gicht geplagt wird, und die Gicht wird weichen. Aber auch wer Drüsen in sich hat, der brate seine Wurzel im Feuer. Und er lege sie so warm auf die Drüsen, das heißt "druge", und binde ein Tuch darüber, und jener wird sich besser fühlen. Aber lege sie nicht auf Skrofeln, weil er davon geschädigt würde.

 

Und wer von Stechen geplagt wird, der koche seine Blätter in Wasser, und nachdem das Wasser ausgedrückt ist, lege er diese warm auf den Ort, wo es schmerzt, und das Stechen wird weichen. Und wenn eine Spinne oder ein anderer Wurm einen Menschen berührt oder sticht, dann soll er sofort mit Wegerich-Saft die Stichstelle salben, und es wird ihm besser gehen.

 

Wenn aber einem Menschen an irgendeiner Stelle ein Knochen durch einen Unfall zerbrochen wird, dann schneide er Wegerich-Wurzeln in Honig, und er esse es täglich nüchtern, und er koche auch mäßig die grünen Blätter der Malve und fünfmal so viel Blätter oder Wurzeln von Wegerich mit Wasser in einem neuen Topf, und er lege sie oft warm auf die Stelle, wo es schmerzt, und der gebrochene Knochen wird geheilt werden.

 

Verwendung in der Küche

Sowohl der Breitwegerich, als auch der Spitzwegerich sind komplett essbar. Die jungen, vor der Blüte geernteten, etwas bitterlich schleimigen Blätter werden gründlich gewaschen. Die zähen Nerven werden entfernt und roh als Salat, zu Quarkspeisen oder gekocht als Gemüse und für Kräutersuppen genommen. Die Knospen schmecken etwas nach Champignon, lassen sich dämpfen oder kochen und Salaten beigeben. Man kann sie aber auch roh von der Wiese essen. Die Wurzeln sollen gereinigt, klein geschnitten und in Eintöpfen oder Suppen eine aromatische Beigabe sein.

 

Zutaten für 1 Portion: 100 g Blüten, (noch grüne Breitwegerich-Blütenstände), 1 TL Butterschmalz oder Butter, Salz und Pfeffer, n. B. Mehl und/oder Semmelmehl

 

Die auf der Wiese gesammelten Breitwegerich-Blütenstände abwaschen, es sind so ca. 10-15 Stück und trocknen auf Küchenpapier.

Das Butterschmalz in einer Pfanne erhitzen und die gewaschenen Breitwegerich- Blütenstände in die Pfanne geben. Mit Salz und Pfeffer würzen und im Butterschmalz weich dünsten.